Bald ist der da. Der Heilige Abend. Das Fest des Friedens und der Liebe.
Das Fest der strahlenden Kinderaugen, das Fest der Freude. Das Fest der Konsumindustrie. Das Fest des Familieneklats und brennender Christbäume, enttäuschter Erwartungen, das Fest der Tränen – aus Freude oder Verzweiflung.
Wir bemühen uns so sehr, wir erwarten so viel,
wir setzen uns und andere unter Druck – das tun wir ständig, aber besonders in der Weihnachtszeit, wenn alles perfekt sein soll. Nach all der Hektik, der Anspannung der letzten Tage und Wochen. Vielleicht gehen manche von Euch an diesem Tag in die Kirche, weil es dazu gehört, vielleicht auch lieber nicht. Vor einigen Jahren war ich in der Adventszeit in einem Gottesdienst. Es ging um das Friedenslicht von Betlehem, das an alle verteilt wurde. Und wie üblich wünschten sich die Menschen auch: „Der Friede sei mit Dir.“
Ein Ritual, ein Mechanismus, eine halbherzige Geste? Das hält, wenn es gut läuft, bis zum Ende des Gottesdienstes. Ich wurde direkt danach böse getadelt, weil ich mein 2-jähriges Kind auf die Bank stellte, damit es etwas sehen kann und mein Arm sie nicht mehr halten konnte. Und die Kinder heutzutage überhaupt nicht gut genug erzogen seien. Ich war sauer. Gern hätte ich dieser Dame das Friedenslicht an den Kopf geworfen und gerufen: „Hey!!!! Hast Du nicht zugehört??? Es ging um das Friedenslicht!!! FRIEDEN!!!!! Verdammt!!!“
Ein Gefühl braucht 60 Sekunden, bis es durch den Körper durch ist,
danach ist es Deine Entscheidung, ob Du es festhältst oder gehen lässt. Ich hielt mein Licht fest und schaute es an. Die Wut ließ ich gehen. „Was ein wunderschöner Wunsch, den wir uns da schenken“, dachte ich. „Der Friede sei mit Dir“.
Wenn wir ihn nun tatsächlich mitnehmen würden?
Und er wäre in uns? Und wenn wir diesen Wunsch (im Stillen) weitergeben würden, z.B. an unser Gegenüber, der ihn gerade bräuchte? An den cholerischen Kollegen im Meeting. An die Mitarbeiterin, die ihre Arbeit heute mies gelaunt erledigt. An den Dienstleister, der ungehalten ist über unsere Sonderwünsche. Und der Frieden bliebe in all diesen Situationen bei uns? Ich meine nicht, dass wir lammfromm alles über uns ergehen lassen sollten – aber wir können mit uns im Frieden bleiben. Das ist ungewohnt. Wahrscheinlich auch erstmal anstrengend, weil wir uns sehr darauf konzentrieren müssen. Dann können wir uns gleichzeitig auch nicht so sehr auf die schlechte Laune des anderen konzentrieren und mit in ein Gezeter einsteigen. Und letzten Endes spart es uns Energie. Und verrückter Weise strahlt unsere neu gewonnene ruhige, friedliche Energie sich auch auf unsere Gegenüber aus und sie werden friedlicher – möglicher Weise? Das wäre ja mal was.
Ich glaube, die Advents-und Weihnachtszeit ist die perfekte Zeit, genau das zu üben.
Im Trubel freundlich zu bleiben, sich nicht anstecken zu lassen von der Hektik und Unruhe überall. Seit jenem Ereignis mit dem Friedenslicht gelingt mir es ziemlich gut. Natürlich sind wir sind alle Menschen und es gibt immer wieder Prüfungen. Meistens aus dem allernächsten Umfeld. Da kann man schon mal wieder kurz vergessen, dass der Frieden in MIR ist. Und es gibt Situationen, die schwierig und schlimm sind. Da gehört noch viel mehr Übung dazu, mit sich und der Situation im Frieden zu sein. Aber wenn ich eine Situation erstmal annehme – denn schließlich ist sie gerade genauso, wie sie nun mal ist – kann ich sie mit einer anderen Energie verändern.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein fröhliches Weihnachtsfest und dass der Friede in dir sei.
Deine
Iris Dorn
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